Heimatverein Roßwag e.V.
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Wiesenwässerung in der Roßwager Enzaue


Historie

Die Geschichte der Wiesenwässerung in der Roßwager Enzaue dürfte bis ins Mittelalter zurückreichen; erste Hinweise stammen aus dem Jahre 1558. Seit langem gilt die Wiesenwässerung als Mittel der Wahl, um den Ertrag der Heuernte zu steigern.

Meßtischblatt
Meßtischblatt Nr. 7019 von 1901 (Detail)
Die Pfeile kennzeichnen die Einleitungsstelle (1) und die Weiche (2)
sowie die heutige Einleitungsstelle (3)


In den Karten der Württ. Landesvermessung (1833/35) ist der Zustand der Roßwager Wiesenwässerung zur damaligen Zeit festgehalten. Er entspricht der Darstellung im externer Link Meßtischblatt Nr. 7019 von 1901. Das Wasser wurde gut 600 m oberhalb des Enzstegs in einen Wässerungsgraben parallel zum Flußbett der Enz eingeleitet (Position 1). Rund 300 m unterhalb des Enzstegs gab es eine Weiche (Position 2), um die Wiesenwässerung in Gang zu setzen oder das Wasser in die Enz zurückzuleiten.


Heutiger Zustand

Die Roßwager Wiesenwässerung hängt in ihrem heutigen Zustand eng mit dem Wasserkraftwerk Mühlhausen zusammen. Der Bau des Wasserkraftwerkes und seine Funktionen sind beschrieben im Artikel "Das Kraftwerk Mühlhausen a. d. Enz" in der Zeitschrift externer Link "Die Bautechnik", Heft Nr. 49 vom 13. November 1925. Nähere Informationen zum Mühlhäuser Kraftwerk sind auch externer Link hier zu finden.

Lageplan
Lageplan (Detail) aus "Die Bautechnik"


Prof. W. Eberhardt, der Autor des og. Artikels, war für die Planung des Projekts verantwortlich und hatte auch die Bauleitung inne. Die Bauarbeiten begannen im Juni 1920, im Dezember 1921 ging das Elektrizitätswerk in Betrieb. Da der Hauptteil des Enzwassers nun durch den Stollen zum E-Werk floß, gab es Probleme mit den Wiesenwässerungen von Mühlhausen und Roßwag. Die Zuleitung für Roßwag funktionierte wegen der Absenkung des Wasserpegels in der Enzschleife nicht mehr. Wegen der weiterhin bestehenden Wässerungsrechte mußte eine Dükerleitung vom Oberkanal des Kraftwerks zum linken Enzufer gebaut werden. Auf dem Lageplan ist zu erkennen, wie die Dükerleitung unter der Enz hindurch in den parallel zur Enz verlaufenden, bereits vorhandenen Graben der Roßwager Wiesenwässerung führt.


Oberkanal
Oberkanal mit Kammer für die Wiesenwässerung (im Bild oben) (2013)


Die Dükerleitung wird gespeist aus einer Kammer im Oberkanal des E-Werks, die zur Wässerung geflutet wird.


Die Zuführung in das Grabensystem der Wiesenwässerung liegt auf Höhe des E-Werkes auf der linken Enzseite.

Einleitung Bauwerk
Das Bauwerk zur Einleitung
in den Bewässerungsgraben (2013)
Blick Kammer
Blick von Süden in die Kammer
Links unten ist der Einlauf erkennbar (2013)

Das Bauwerk zur Aufnahme des Wassers aus der Dükerleitung ist in den ursprünglichen Zuleitungsgraben eingesetzt (Position 3 in der obigen Karte).


Nachdem die Roßwager Wiesenwässerung über viele Jahre in einen Dornröschenschlaf gefallen war, wurde sie 2007 aufwendig saniert. Zahlreiche Schieber wurden instandgesetzt und die Wässerungsgräben in Ordnung gebracht. Seither wird das Wässerungssystem regelmäßig genutzt, vor allem in den derzeit häufigen Hitze- und Dürrejahren. Roßwag und der Enzaue haben diese regelmäßigen Bewässerungsmaßnahmen unter anderem auch die interner Link Rückkehr des Weißstorches gebracht, der früher hier heimisch, aber inzwischen für lange Zeit verschwunden war.


Schieber
Graben mit Schieber nach der Pflege des Grabens (2013)


Zur Wiesenwässerung gehört auch eine regelmäßige Pflege des Grabensystems. Dies sollte allerdings mit Bedacht geschehen. Um die Stabilität der Grabenwände gegenüber dem durchströmenden Wasser zu erhalten, sollte der Bewuchs nur gemäht und nicht, wie hier im Bild zu sehen, ausgefräst werden.


(nach oben) © 2023 Heimatverein Roßwag e.V. -- zuletzt geändert am 24.03.2023