Mit diesem Beitrag wollen wir den Blick auf kleine, aber feine Fundstücke aus Roßwag lenken. Mit Einzelheiten zum Fundort halten wir uns jedoch vornehm zurück; den Spaß, hier selbst fündig zu werden, möchten wir Ihnen nicht nehmen.
Für Hinweise auf originelle Details in Roßwag sind wir dankbar!
Mit dem ersten Bild machen wir allerdings gleich eine Ausnahme. Die lateinische Inschrift am Chorpfeiler der Roßwager Martinskirche lautet:
"1497 Mense maii tempore Johannis Bersch pastoris huius ecclesiae".
Das heißt übersetzt:
"1497 im Monat Mai zur Zeit Johannes Berschs Pfarrers dieser Kirche".
Diese Inschrift am Torbogen kennzeichnet das Baujahr für das Gebäude, an dem sie angebracht ist. Sie ist 99 Jahre jünger als der lateinische Text am Chorpfeiler der Kirche im obigen Bild. Anfang der 1980er Jahre wurde das Gebäude renoviert.
Hausinschriften müssen nicht in Stein gemeißelt sein: In diesem Fall ist das Baujahr des Gebäudes auf das Fachwerk gemalt.
Auffällig ist hier wie bei den steineren Inschriften die Zierform der "1" in der Jahreszahl. Oft betrifft dies allerdings nur die 1000er Ziffer (siehe nächstes Bild).
Laut Inschrift ist das Haus im Jahr 1617 gebaut worden. Allerdings wurde das Gebäude vermutlich im pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und um 1700 auf dem erhalten gebliebenen Sockelgeschoß wiedererbaut. Es trägt noch die alte Hausnummer aus der Zeit vor 1972, als die Roßwager Häuser durchnumeriert waren.
Die Inschrift am Kellereingang deutet auf das Entstehungsjahr 1688 hin. Das Haus könnte eines der wenigen sein, die den Pfälzischen Erbfolgekrieg unzerstört überstanden haben.
Aus naheliegenden Gründen ist diese Inschrift nicht leicht vollständig anzuzeigen. Zwischen den beiden Zahlengruppen befindet sich ein Küferzeichen; der Erbauer dieses Hauses im Jahre 1706 war also ein Küfer.
Seine heutige Funktion hat das Gebäude seit 1794.
Diese Jahreszahl am Kellereingang eines großen Roßwager Gebäudes ist kaum zu übersehen. Sie dürfte allerdings erst wesentlich später angebracht worden sein.
Zwischen den Einträgen "17" und "69" für das Entstehungsjahr findet man die Initialen "I M P" und "B P F". Erstere stehen für den Bauherrn, Johann Michael Pfersich.
Man vergleiche die Jahreszahl mit den obigen Beispielen: Der Steinmetz hat – warum auch immer – die Zierform der ersten Ziffer spiegelverkehrt gestaltet.
Dieses Gebäude hat zwei Eingänge; über dem einen findet sich die Jahreszahl 1841 als Baujahr.
Die Inschrift über diesem Kellereingang besagt, daß der Keller im Jahre 1876 einem Friedrich Hausmann gehörte. Der Keller selbst ist viel älter.
In Ensingen gibt es eine Brunnenstraße, in Enzweihingen eine Brunnenhaldenstraße (das Straßenverzeichnis führt dort auch eine Brunnenhalde, aber da wohnt niemand). Dazu noch die Radbrunnengasse in Vaihingen – da war den Machthabern in Vaihingen die Roßwager Brunnengasse wohl zu viel; der Name mußte geändert werden. Insgeheim lebt die Brunnengasse aber weiter: Man findet sie immer noch an manchen Hausnummer-Schildern.
Die alten traditionellen Wirtschaften waren in den Dörfern immer schon namensgebend, so auch in Roßwag.
Neben der Adlerstraße gibt es hier das Kronengäßle und das Lammgässle. Da findet sich jeder zurecht und stört sich auch nicht an der Frage, ob die kleine Gasse nun unreformiert oder reformiert geschrieben wird.
Dieses etwas verwaschene Schild ist natürlich – wie beim Lembergerland – ein Hinweis auf die in Roßwag mit Erfolg kultivierte Rebsorte.
An diesem Ort kann man allerdings ins Grübeln kommen: Führt der Weg nach oder ins Dornfeld?
... oder ist vielleicht doch die Rebsorte gemeint?
Dieser Dachhahn wurde beim Einrücken der französischen Truppen am Ende des zweiten Weltkrieges als Zielscheibe mißbraucht.
Nach Kriegsende erhielt das Dach einen neuen Hahn.
Auch diese Gestalt – ein Buttenträger – ist auf einem Roßwager Dach zu finden.
Bei unserem Männle im Giebel des Hauses handelt es sich um eine der bekanntesten Roßwager Sehenswürdigkeiten. Der Mann hat es bis zum Namensgeber der Gasse gebracht, in der man ihn bewundern kann.
... aber er ist nicht der einzige. Unweit davon finden wir eine weitere Giebelfigur.
Auch von einem anderen markanten Roßwager Haus blickt ein Mann ernst auf die Dorfstraße.
Der Schornsteinschmuck zeigt:
In diesem Haus spielt die Musik eine besondere Rolle.
Auch dieser Turm auf dem Kamin dient der Musik:
Ein Amselmännchen hat ihn als Singwarte auserkoren.
Ofentragsteine sind beim Denkmalschutz offenbar sehr beliebt, vor allem dann, wenn sie in die Hauswand eingemauert sind. Dieses Exemplar, das etwas unzugänglich in der Rückwand eines stattlichen Gebäudes sitzt, hat es wie auch die beiden nachfolgenden in die Liste der Roßwager Kulturdenkmale von 1985 geschafft. Dort steht:
"In der [...] Rückseite des Hauses ist ein Ofentragstein mit Engelskopf vermauert. Trotz späterem Übertünchen des Sandsteins läßt sich der Stein aufgrund seines Typus mit seitlichen Voluten sowie im Hinblick auf das Motiv und seine Ausarbeitung gleichfalls in das 17. Jh. datieren, so daß er wohl zum Inventar des Hauses gehörte, wo er als Träger des Kastenofens in der Stube diente."
Über dieses Ensemble heißt es in der Liste der Kulturdenkmale:
"Der Ofentragstein zeigt in der Mitte ein stilisiertes Pflanzenornament, das von zwei seitlichen Voluten mit lilienartigen Blüten an den Enden sowie der profilierten Ober- und Unterkante begrenzt wird. Der Typus entspricht dem im 18. Jh. geläufigen.
Der Keilstein zeigt im barocken Spiegelfeld (die Unterkante fehlt) eine Hape mit den Initialen "B H" und "A M H" sowie der Jahreszahl "1783". Der Besitzer ist somit als Weinbauer charakterisiert."
Dieser Aufbau wird in der Denkmalliste so beschrieben:
"In der Hauswand sind ein Ofenfuß und eine Rosette eingemauert.
Der Ofenfuß besteht aus einer rechteckigen, unten und an den Seiten halbrund eingeschnittenen Sandsteinplatte mit Darstellung eines Stiefels. Die Oberkante ist beschriftet: "IH 17 AMH 87". Vier der fünf Initialen stimmen mit denen auf dem [obigen] Keilstein überein. Die Jahreszahlen liegen nur um vier Jahre auseinander. Für die Herkunft deutet sich damit ein Zusammenhang an.
Der Ofenfuß stützte den Kastenofen in der Stube. Formtypus, Emblem und Bezeichnung des Steins sind sowohl von kultur- als auch von ortsgeschichtlichem Belang.
Die Rosette – fünfblättrige Rose – ist das Wappen der Herren von Roßwag, somit das mit der Ortsgeschichte unmittelbar verbundene Emblem."
Hierzu erlauben wir uns eine kleine Anmerkung: Wir halten die letzte Ziffer der Jahreszahl eher für eine "4", womit sich das Jahr 1784 ergeben würde.
Leider sind die meisten Steinschieber zum Verschließen von Fensteröffnungen in den Untergeschossen verschwunden und durch Holzschieber ersetzt worden. Es gibt aber in Roßwag noch einzelne Exemplare, hier im Sockel einer Scheune.
Auch an Wohnhäusern gibt es solche Schieber, wie dieses Bild zeigt.